Was siehst du, wenn du deinen Badezimmerschrank öffnest? Wahrscheinlich ein volles Regal mit Produkten für die Gesichtspflege – Reinigung, Peelings, Seren, Cremes, vielleicht sogar noch ein Gua-Sha-Tool. Und für den Körper? Tja, da wäre ein Deo. Und eine Bodylotion. Und fertig.
Kommt dir das bekannt vor? Dann lohnt es sich, deinem Körper durch kleine Rituale mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn das tut nicht nur deiner Haut gut, sondern auch deinem Stresslevel und sogar deinem Selbstwertgefühl.
Warum bekommt das Gesicht mehr Aufmerksamkeit als der Körper?
Die Pflege für alles, was unterhalb des Halses stattfindet, fällt im Alltag oft dem Zeitmangel zum Opfer. Wo wir uns bei der Gesichtspflege ordentlich Zeit für mehrere Steps und präzise Make-up-Looks nehmen, kann es bei der Körperpflege gar nicht schnell genug gehen. Aber wieso eigentlich? "Die meisten Frauen konzentrieren sich bei der Pflege aufs Gesicht, weil es das ist, was man (als erstes) sieht. Der Körper ist im Alltag ja durch die Kleidung bedeckt, also muss er auch nicht vorzeigbar aussehen", sagt Beauty-Profi Didde Juul. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Charlotte Winther Nørlev betreibt die Dänin das Skincare-Label Bodyologist. Das Motto der Brand: "Treat your body like your face." Mit anderen Worten: Behandle deinen Körper mit der gleichen Aufmerksamkeit wie dein Gesicht. Ein kluger Gedanke, dem immer mehr Marken folgen.
Das zeigt sich zum Beispiel in der Entwicklung neuer Pflegeprodukte. In der Vergangenheit waren teure Wirkstoffe fast ausschließlich für die Gesichtspflege reserviert. Körperpflegeprodukte waren mehr oder weniger gleich formuliert, im besten Fall dufteten sie noch ganz nett. Mittlerweile kommen immer mehr Produkte auf den Markt, die sich um individuelle Bedürfnisse der Körperhaut kümmern und dazu auf Wirkstoffe setzen, die für die Gesichtspflege vorbehalten waren.
Zum Beispiel kommen hochwertige Säuren wie AHA und BHA zum Einsatz, die einen peelenden Effekt haben, bei Hautunreinheiten oder Unebenheiten (Stichwort: Erdbeerhaut) helfen und einen schönen Glow verleihen können. Hyaluronsäure, die Feuchtigkeit in der Haut bindet oder teure Öle wie Squalan, die gegen trockene Haut helfen, sind ebenfalls immer öfter auf der Inhaltsstoffliste zu finden. Sogar Retinol, ein Allrounder in Well-Aging-Produkten. Das Prinzip hinter der neuen Generation von Körperpflegeprodukten ist klar: "Du bringst deinem Körper eine andere Art der Wertschätzung entgegen, indem du eben kein x-beliebiges Produkt verwendest, sondern auf bessere Inhaltsstoffe in der Pflege setzt", sagt Didde Juul.
So findest du dein ganz persönliches Beauty-Ritual
Das soll aber nicht heißen, dass du gleich einen Haufen neuer Produkte kaufen musst. Denn genauso wichtig wie das, was du auf deine Haut aufträgst, ist die Art und Weise, wie du es aufträgst. Es geht um die Aufmerksamkeit, die du deinem Körper schenkst.
Du kannst zum Beispiel deine Bodylotion mit ein paar Tropfen Öl mischen (Mandelöl oder Jojobaöl sind duftneutral und reichhaltig) und sie einmassieren, statt sie im Eiltempo aufzutragen. Die Massage fördert nicht nur die Durchblutung und lässt die Haut fester aussehen, die Pflege zieht auch besser ein und die Wirkstoffe sind effektiver. Und sogar dein seelisches Wohlbefinden profitiert von der kleinen Kneteinheit: Wer liebevoll mit seinem Körper umgeht, stärkt nachweislich sein Selbstwertgefühl.
Zugegeben, der Begriff "Selfcare" ist mittlerweile ziemlich abgedroschen und wird inflationär benutzt, um noch mehr Produkte zu verkaufen. Dabei ist die wahre Bedeutung wichtig und schön: Selbstfürsorge. Also gut für dich zu sorgen, um dadurch ausgeglichener und zufriedener zu sein. Dabei spielen vom Schlaf, über Bewegung und Ernährung bis zu deinen Freundschaften viele Aspekte deines Lebens eine wichtige Rolle. Und eben auch, wie du dich pflegst und wie viel Zeit du dir für deinen Körper nimmst.
Schon 10 Minuten Selfcare haben eine große Wirkung
Diese Art von Selfcare-Einheit kann dazu beitragen, mehr schöne Seiten an sich zu entdecken. Du ärgerst dich von Mal zu Mal weniger über die eine oder andere Delle und schließt immer mehr Frieden mit deinem Körper. Außerdem hat eine Massage einen wunderbar entschleunigenden Effekt, baut Stress ab, dein Puls verlangsamt sich, und Verspannungen vom langen Sitzen vor dem Computer oder Muskelkater vom Sport werden gelöst. Die Wirkung ist mittlerweile in unzähligen Studien belegt.
Du musst übrigens nicht jeden Tag den kompletten Körper stundenlang wie im Spa behandeln – Selfcare soll ja nicht in Stress ausarten. Eine Studie der Universität Konstanz belegte, dass schon 10 Minuten Massage einen positiven Effekt auf das parasympatische Nervensystem haben, was für die Entspannung zuständig ist. Du kannst dich zum Beispiel auch jeden Tag um eine andere Körperregion kümmern. „Die Körperzonen, die am meisten vernachlässigt werden, sind definitiv Hände und Füße“, findet Skincare-Expertin Didde Juul. Und das, obwohl sie den ganzen Tag am härtesten im Einsatz sind. Deshalb macht es Sinn, sich eine gute Handcreme zuzulegen, die man gern benutzt. Das Prinzip: wenn du siehst, dass eine Creme wirklich funktioniert, benutzt du sie öfter. Und nimmst dir dadurch auch automatisch öfter Zeit für dich.
Entwickle ein regelmäßiges kleines Beauty-Ritual für die Körperpflege mit Produkten, die du wirklich magst. Während du dich entspannt an Händen, Füßen oder Bauch massierst, fährt der Geist runter. In diesem Autopilot-Modus bist du ganz bei dir, tankst auf oder kommst vielleicht sogar auf ganz neue Ideen.